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Informativer und emotionaler Besuch der Zweithaar-Manufaktur Rieswick

Dirk Klümper (kluemper) on 11.11.2021

Die Mittelstufe der Friseur-Auszubildenden am Berufskolleg Bocholt-West (FRM) hat im Rahmen ihrer Blockwoche die Zweithaar-Manufaktur Rieswick in Velen besucht.

 

Das Familienunternehmen besteht bereits in fünfter Generation und legt besonderen Wert auf Wohlfühlatmosphäre in stilvollem Ambiente. In neun separaten, liebevoll eingerichteten Räumen erfolgt die Zweithaarberatung für Frauen und Männer, die durch eine Krebserkrankung oder andere Erkrankungen keine oder nur wenig Haare haben.

„Man muss sich das so vorstellen, als hätte jede Kundin und jeder Kunde einen eigenen kleinen Friseursalon für sich“, so die FRM. Die Türen befinden sich jeweils außen zum Garten, sodass die Privatsphäre gewahrt ist und sich die Kundinnen und Kunden nicht begegnen. Denn allen steht ein individuelles Schicksal hinter dem Besuch der Manufaktur und der damit verbunden Zweihaarberatung. Nicht nur die neun Räume sind mit Spiegeln ausgestattet, sondern auch im Außenbereich befinden sich Spiegel, um die Perücken und Haarteile auch bei Tageslicht betrachten zu können.

Besonders nah ging der Mittelstufe der Friseurauszubildenden das Schicksal eines Modells, das seine persönliche Krankengeschichte erzählte. „Das war schon sehr emotional“ waren sich alle einig. Aber es sei auch sehr schön gewesen zu sehen, wie sich das Modell durch die Kopfbedeckungen verwandelte. Von Perücken über Hüte mit Haarkranz oder auch Tüchern präsentierte sich dieses immer wieder von einer anderen Seite. „Es sah alles toll aus“, waren sich die Schülerinnen und Schüler einig. Und dieser Meinung waren sie auch, als Mitschülerin Michelle ein Haarteil eingesetzt und somit aktiv mit einbezogen wurde.

In der Manufaktur wird sowohl Zweithaar aus Kunsthaar als auch aus Echthaar verwendet. Während ersteres bei kürzeren Frisuren eingesetzt wird, eignet sich Echthaar besser für längeres Haar, erläuterte die Klasse. Zu demonstrieren, wie diese Echthaar-Spenden aufgearbeitet werden, war ebenfalls Bestandteil des Besuchs bei der Zweihaar-Manufaktur. „Die Spenden wurden dafür auf eine Art „Nagelbrett“ gelegt und darauf gebürstet“, berichteten die Schülerinnen und Schüler.

Die Produktion der Perücken und Haarteile findet im Ausland statt, und zwar von Produzenten, die die Firma selbst ausgebildet hat. „Die Chefs fliegen einmal im Jahr dorthin, um sich einen Überblick zu verschaffen“, erklärt die FRM. Die Wartezeiten für eine Echthaarperücke, in der ca. 250 Arbeitsstunden stecken, liegt eigentlich bei drei bis vier Monaten. In der Coronazeit hat sich diese auf bis zu zwölf Monate erhöht. „Da die Firma systemrelevant ist, konnte die Beratung und Anpassung weiterhin stattfinden“ erklärt die Klasse. Die Kosten werden entweder ganz oder teilweise von der Krankenkasse übernommen. Dies hängt davon ab, ob die Kundinnen und Kunden ein Rezept vom Arzt erhalten haben. Was ein Haarteil beziehungsweise eine Perücke kostet, hängt unter anderem davon ab, ob Kunsthaar oder Echthaar verwendet wird. „Kunsthaar liegt bei 800 nis 1500 Euro, Echthaar zwischen 3800 bis 4500 Euro mit viel Luft nach oben“, erfuhren die Schülerinnen und Schüler

Neben der Anpassung von Zweihaar bietet die Manufaktur auch permanentes Augenbrauenpuder an, mit dem Lücken kaschiert werden. Dieses wird mit einer Schablone aufgetragen und hält selbst beim Sport, Duschen und Schwimmen bis zu 24 Stunden. „Und es sieht total echt aus, überhaupt nicht aufgemalt“, zeigte sich die Klasse begeistert. Verkauft werden Mützen, Tücher, Schals und weitere Accessoirs. „Jeder ist willkommen“, so die FRM.

„Uns hat der Besuch bei Rieswick wirklich sehr gut gefallen“, war sich die Klasse einig, „denn vieles war nicht nur theoretisch, sondern auch praktisch“.

 

 

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